Lippenherpes im Herbst – welche Jahreszeit Herpes begünstigen kann
Unsere Lippenpartien sind sehr empfindlich und zeigen dies auch gern. Oftmals sichtbar wird dies bei kalten Temperaturen oder bei starker Sonneneinstrahlung. Die Folge ist eine rauhe, rissige Haut. Fehlende Feuchtigkeit und eine gestörte Schutzbarriere können nur einige der Ursachen sein. Manchmal ist es auf dem ersten Blick auch einfach ein Rätsel, warum unsere Lippen verrückt spielen. Lippenherpes im Herbst, was ist zu tun? Ein Experte weiß Rat.
Lippenherpes – was Experten dazu sagen!
Ist die Barrierefunktion der Haut gestört, können Bakterien oder Viren über die durchlässige Schutzbarriere leichter eindringen und Entzündungen oder Infektionen verschiedenster Art auslösen. Aber nicht selten schlummern Viren in unserem Körper, die genau in solchen Situationen den Weg an die Hautoberfläche finden. Der Experte und Dermatologe Prof. Reich erklärte dies in einem Interview wie folgt:
„Haben Menschen das Herpes simplex Virus (HSV) einmal im Körper, dann bleibt es dort auch; es handelt sich hierbei um eine latente Infektion, die unser Immunsystem – wie grundsätzlich alle latenten Infektionen – in Schach hält.*
Durch verschiedenste Auslöser, also entsprechende Faktoren, die das Immunsystem beeinträchtigen können, kann das Herpes Simplex Virus Typ 1 aktiviert und in Form eines Lippenherpes (Herpes labialis) sichtbar werden. Ist der Herpes einmal aufgetreten, ist die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Infektion bei entsprechenden Auslösern sehr wahrscheinlich. In seltenen Fällen bleiben Betroffene im weiteren Leben verschont.
Lippenherpes im Herbst
Verfärben sich die Blätter und die Temperaturen sinken, dann ist dies ein eindeutiges Indiz für den Herbst. In diesen kalten Jahreszeiten gibt es generell ein höheres Aufkommen von Infekten der oberen Atemwege und das Immunsystem ist geschwächter. Aufgrund der trockenen und kalten Luft kommt es zu einer vermehrten Beanspruchung der Lippen, der Schleimhaut in der Nase und der Haut um der Mundpartie herum.
„Nicht zu vergessen die vermehrte mechanische Manipulation in diesem Bereich, weil wir uns z.B. häufiger mit dem Taschentuch die Nase putzen. Diese zusätzliche Belastung der Hautbarriere bzw. die Verminderung der Barrierefunktion trägt auch dazu bei, dass wir schneller einen Lippenherpes bekommen.*
So Prof. Reich. Viren können dann schneller durchkommen und ein vorhergehender Infekt macht einen (erneuten) Ausbruch einer Herpes Infektion wahrscheinlicher.
Weitere Einflussfaktoren
Auch die Sonne strapaziert die sensible Haut der Lippen. Intensive Sonneneinstrahlung, Sonnenbrand oder wechselnde Temperaturen, die durch Sonnenbad, Schwimmen und Klimaanlage begünstigt werden, sind eine Herausforderung für empfindliche Haut. Ausgedehnte Sonnenbäder oder körperliche Anstrengungen in der Sonne sind daher eher tabu, dafür ist ein guter Schutz vor UV-Strahlung für Betroffene umso wichtiger. Folglich gilt es immer mit Bedacht zu handeln, im Sommer wie im Winter. Panik hilft natürlich niemand weiter. Aber eine gesunde Vorsicht, auch anderen Menschen gegenüber ist wichtig, so dass die Herpes simplex Viren nicht weitergegeben werden. Denn wenn Flüssigkeit aus den Bläschen heraustritt, kann diese beispielsweise beim Küssen gegebenfalls über Gläser oder Besteck übertragen werden. Gerade bei Neugeborenen bis zur achten Lebenswoche gilt nochmals besondere Vorsicht, hier ist das Küssen unbedingt zu vermeiden, da eine Infektion besonders gefährlich werden kann.
Und natürlich ist auch das tägliche Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht optimal bei herpesempfindlichen Lippen. Dies bestätigt auch Prof.Reich:
„Die Maske sorgt an sich schon für eine mechanische Irritation. Bei empfindlichen Menschen können solch geringe mechanische Reize für einen Ausbruch genügen. Ein recht weitverbreitetes Beispiel ist der Besuch beim Zahnarzt: Wenn der während einer Behandlung lange auf den Lippen herumdrückt, kann das bei entsprechender Prädisposition für einen Lippenherpes ausreichen. Die mechanische Irritation ist also ein möglicher Trigger-Faktor von Herpes. Ein zweiter Aspekt bei der Maske ist das Mikro-Klima, das darunter entsteht: Wenn man mit der Maske von drinnen nach draußen geht und nimmt die dort nach fünf Minuten ab, dann ist der ganze Bereich unter der Maske feucht. Diese mikroklimatische Belastung ist ebenfalls ein begünstigender Faktor für Herpesausbrüche.*
Was also tun ?
„Ganz grundsätzlich ist es wichtig, die Maske regelmäßig zu wechseln. In Hinblick auf einen möglichen Herpesausbruch macht es natürlich auch Sinn, die Maske abzunehmen, sofern das möglich ist – einfach, um den mechanischen Reiz und die Belastung durch das feuchte Klima zu verringern. Aber die Maske selbst ist nicht mit Herpesviren verseucht und wird deshalb auch nicht allein ausschlaggebend dafür sein, ob jemand einen Lippenherpes bekommt oder nicht.*
Vorteilhaft kann es also sein, sich zu schützen, dies gelingt u.a. mit einer medizinischen Lippenpflege, die nicht nur die Hautbarriere stärkt, sondern Wirkstoffe wie z.B. Spiralin enthält. Zudem ist eine Stärkung des Immunsystems immer eine gute Idee. Vitaminreiche Ernährung, wenig Alkohol, ausreichender Schlaf, Bewegung an der frischen Luft und die Reduzierung von Stressfaktoren und psychischen Belastungen können die Anfälligkeit für Herpes reduzieren. Betroffene sind folglich nicht ganz machtlos, sondern können mit unterstützenden Maßnahmen den Lippenherpes natürlich entgegentreten. Ein weiterer Vorteil: Diese Produkte sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Hat der Artikel Lippenherpes im Herbst – welche Jahreszeit Herpes begünstigen kann gefallen? Weitere Ratgeber und Themen zu Lippenherpes gibt es im Hautjournal und auf ilon.de
* Prof. Dr. Kirstian Reich et al: Interview zum Thema Lippenherpes, (2021)
Artikel entstand in Zusammenarbeit mit unserem Experten:
Prof. Dr. med. Kristian Reich
geboren 1965, ist studierter Germanist, Philosoph und Humanmediziner. Sein Studium absolvierte er in Freiburg und München. Im Anschluss folgte die klinische und immunologische Ausbildung an den Universitätskliniken in München, Bern, London, Tübingen und Göttingen sowie bei Auslandsaufenthalten in Los Angeles und Boston.
In der Folge promovierte er in München, absolvierte seine Facharztprüfung in Göttingen und habilitierte auf dem Gebiet der Immundermatologie. Seine Forschung und Lehre fokussiert sich insbesondere auf die Bereich Immunologie, Allergologie und Onkologie. Im Jahr 2003 erhielt Prof. Reich für seine Forschung den Herbert-Herxheimer-Forschungs
Heute praktiziert er am Dermatologikum Berlin mit den Schwerpunkten Allgemeine Dermatologie, Schuppenflechte, Autoimmunerkrankungen, Neurodermitis und Allergologie und ist als international anerkannter Dermatologe Mitglied und Beirat in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Gremien in den Bereichen Dermatologie und Immunologie.