Lärchenbalsam:
Das Gold der Lärchenwälder

Lärchenbalsam, ein wertvolles Harz, das aus der Europäischen Lärche (Larix decidua) gewonnen wird, hat eine lange Tradition und vielseitige Anwendung in der Medizin. Dieser gelblich-braune Balsam wird durch das Anbohren der Stämme in den Bergwäldern Tirols von Hand gesammelt. Schon seit Jahrhunderten sind die positiven medizinischen Eigenschaften des Lärchenbalsams bekannt. Die ätherischen Öle, die im Harz enthalten sind, wirken durchblutungsfördernd, was die Reifung und den Abbau entzündlicher Eiterherde unterstützt.

Die Europäische Lärche als Harzspender

Die Europäische Lärche genießt nicht nur wegen ihres robusten Holzes hohe Wertschätzung, sondern auch als Harzlieferant. In Höhenlagen zwischen 800 und 1.200 Metern gedeihen die Bäume besonders gut, was eine ertragreiche Harzgewinnung ermöglicht. Besonders geeignet sind Bäume im Alter von 80 bis 120 Jahren, die zwischen 10 bis 15 Jahre lang Harz abgeben können, bis ihr Harzfluss allmählich versiegt.

Tradition & Nachhaltigkeit:
Die baumschonende Tiroler Methode

Im Gegensatz zur Harzung anderer Koniferen, bei der Flächenschnitte in das Splintholz gemacht werden, erfolgt die Harzgewinnung bei Lärchen durch das sogenannte „Tiroler Bohrverfahren“. Dieses Verfahren ist besonders baumschonend und nachhaltig. Hierbei wird im Frühjahr ein etwa 50 bis 80 Zentimeter langer Bohrkanal in den Stamm eingebracht. Dieser Kanal, der durch den Stammmittelpunkt in Richtung Hauptwurzel verläuft, dient als Sammelraum für das austretende Harz.

Ein erfahrener Pecher kann unter idealen Bedingungen bis zu 200 Stämme pro Tag bearbeiten. Das Harz wird dann einmal im Jahr mit einem speziellen „Harzlöffel“ entnommen und in einem Sammeleimer aufgefangen. Die Methode sorgt dafür, dass der Baum möglichst wenig belastet wird und sich nach der Ernte regenerieren kann.

Darüber hinaus werden die Lärchenbäume forstwirtschaftlich sorgfältig gepflegt, um sicherzustellen, dass es ihnen gut geht und sie gesund bleiben. Durch diese Pflege wird nicht nur der Harzertrag optimiert, sondern auch die Lebensdauer der Bäume verlängert. So bleibt das empfindliche Gleichgewicht zwischen Nutzung und Erhalt des Waldes gewahrt.

Je nach Region können von einem Baum pro Erntejahr (Mai bis September) zwischen 200 und 370 Gramm Harz gewonnen werden, wobei die ersten Jahre nach der Bohrung die ertragreichsten sind. Dank der nachhaltigen und baumschonenden Methoden des Tiroler Bohrverfahrens können die Lärchenbäume über viele Jahre hinweg wertvolles Harz liefern, ohne Schaden zu nehmen.

Vom Lärchenharz zum Terpentin

Das aus dem frischen Harzbalsam gewonnene Terebinthina laricina, auch bekannt als Venetianer Terpentin, ist ein Vielstoffgemisch mit besonderen Eigenschaften. Das Lärchenharz wird gereinigt, filtriert, leicht erwärmt und durch Dekantieren in Lärchenterpentin überführt. Dieses Terpentin, eine klare, gelblich-grüne Flüssigkeit mit feinem aromatischem Geruch, enthält ätherische Öle, Harzsäuren, Bitter- und Farbstoffe sowie Wasser.

Der Lärchenbalsam wird gut verschlossen und vor Licht geschützt gelagert. Durch Wasserdampfdestillation kann es in gereinigtes Terpentinöl und Kolophonium (ein festes Harz, das nach der Destillation von Terpentinöl übrigbleibt) getrennt werden.

Moderne und nachhaltige Anwendungen des Lärchenbalsams

Auch heute noch wird Lärchenterpentin in der Medizin genutzt. Salben und Öle, die Terpentin enthalten, werden als antibakterielle und durchblutungsfördernde Mittel eingesetzt. Die bewährten Heilkräfte des Lärchenbalsams machen ihn zu einem wertvollen Naturprodukt, das auch in modernen Anwendungen seinen Platz gefunden hat.

Besonders hervorzuheben ist, dass die Gewinnung von Lärchenbalsam in den traditionellen Regionen nachhaltig und baumschonend erfolgt. So bleibt das empfindliche Gleichgewicht der Natur erhalten, und zukünftige Generationen können weiterhin von den heilenden Kräften dieses besonderen Naturprodukts profitieren. Lärchenbalsam ist somit ein faszinierendes Beispiel dafür, wie traditionelle Heilmittel in unserer modernen Welt weiterleben und wertvolle Beiträge zur Gesundheit des Menschen leisten können, ohne die Natur zu belasten.